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130 Jahre Deutsch-Kurzhaar Verband

Im Jahr 2021 kann der Deutsch-Kurzhaar Verband e.V. auf sein 130jähriges Bestehen zurückblicken.

Die Bedeutung dieses erfolgreichen Zuchtverbandes für das heutige Prüfungswesen aller in Deutschland beheimateten "Kontinentalen Vorstehhunderassen" liegt sowohl in der Zucht der Rasse "Deutsch-Kurzhaar", als auch an seinem überzeugenden Einfluss auf die Entwicklung des JGHV Prüfungswesens.

Die Bedeutung des Deutsch-Kurzhaar –Verbands bei der Entwicklung des deutschen Anlagen-Prüfungswesens.

Etwa um 1860 war es untern den damaligen Züchtern und jagdhundeführenden Jägern unklar, nach welchen züchterischen Merkmalen die zur Jagd eingesetzten Hunde einzuordnen waren. Es begannen Diskussionen über züchterische Unterscheidungsmerkmale einer Rasse und nach welchen Anforderungen zur Jagd eingesetzte Hunde gezüchtet werden sollten.

Die Gründerjahre der heutigen Jagdkynologie zum Ende des 19-Jahrhunderts waren geprägt durch intensive Debatten über unterschiedliche Anforderungen an die Zucht von Vorstehhunden und deren Ausbildungsmodalitäten. So wurden ernsthafte Meinungsunterschiede deutlich, bei denen die züchterischen Grundsätze der jagdlichen Verwendbarkeit von Vorstehhunden im Vordergrund standen.

Unterschiedliche Meinungen

So legte eine Seite der Züchter ihren Schwerpunkt auf die klassische Arbeit eines Vorstehhundes, nämlich die Förderung sehr feiner Nasen zum Anzeigen und Festmachen von Wild während einer großräumigen Feldsuche -also, die Arbeit vor dem Schuss. Auf der anderen Seite wurde der Standpunkt vertreten, ein guter Vorstehhund sei gleichermaßen auch für die Arbeit nach dem Schuss geeignet. So vertraten Hegewald und Oberländer zum Beispiel die Auffassung, dass die Hühnerhunde durchaus auch als vielseitige Gebrauchshunde auszubilden und jagdlich einsetzbar wären.

Einer der bekanntesten Züchter von Jagdgebrauchshunden seiner Zeit war "Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels". Er vertrat auf Grund seiner umfangreichen züchterischen Erfahrung vehement die Auffassung, dass nur unter dem Leitsatz "Durch Leistung zum Typus" Jagdhundezucht erfolgreich sein kann. Er vertrat die Überzeugung, dass nicht nur Leistung, sondern auch typbezogene Wesenseigenschaften, sowie edles Erscheinungsbild verbunden mit Jagdpassion, einer feinen Nase, Härte und hohe Intelligenz, Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht darstellen.

Erste Frühjahrsprüfungen

Er war auch überzeugt davon, dass vor einer Parforce-Ausbildung die jagdlichen Eigenschaften eines einjährigen Jagdhunds im Frühjahr geprüft werden müssten. Die Grundlagen dieser Prüfung sollte die Feststellung vom Gangwerk während der Suche, der Nasengebrauch, das Witterungsvermögen, das Vorstehen und Festmachen von Wild beinhalteten. Beobachtet werden sollten auch die Führigkeit, die Arbeitsfreude und der Gehorsam.

Seinem großen Ansehen und Engagement ist zudem zu verdanken, dass im Mai 1878 auf der Frankfurter Hundeausstellung erstmalig eine große Anzahl deutscher Vorstehhunde vorgestellt werden konnten.

Im gleichen Jahr kam es zu einem erstmaligen Treffen unterschiedlicher Vereine und Züchtergemeinschaften, um Unterscheidungsmerkmale, Rassekennzeichen und mögliche Prüfungsregeln für Jagdhunderassen zu entwickeln. Geprägt wurde das Vorhaben von rassespezifisch sich abgrenzenden Zucht- und Prüfungsregeln mit welchen letztendlich die sogenannte Reinzucht deutscher Jagdhunderassen begann.

Den Vorstellungen zu einer Junghundeprüfung im Frühjahr des "Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels" konnten sich die Züchtergemeinschaften und Freunde des "kurzhaarigen Vorstehhunds" anschließen.

"Erste Vereinsgründungen"

Infolgedessen kam es 1890 zur Gründung des Brauntigerklubs, der sich aber schon 1891 in den Klub "Kurzhaar Berlin" umwandelte. Es wurden von nun an nicht nur Braune, sondern auch braun-weiße Kurzhaar gezüchtet. Im April des Jahres 1893 wurde das erste vereinsinterne "Derby", die erste Jugendsuche, mit 47 Nennungen durchgeführt. Kontrovers wurde über den Prüfungsnamen "Derby" gestritten. Allein der Name "Derby" war Anstoß zur Kritik, weil er dem englischen Sprachraum zu zuordnen war. Befürchtet wurde eine zu große Nähe an die englischen Field-Trials und damit eine zwangsläufige Einflussnahme auf die deutsche Kurzhaar Jugendprüfung.

Das "Derby"

Die gewünschte Galoppsuche, einseitige Ausrichtung auf die Arbeit vor dem Schuss bei der Feldarbeit, Ablehnung der Hasenspur, aber auch die Ausbildungs-Methodik der Junghunde als solche war umstritten, denn die Parforceausbildung für die Arbeit vor dem und nach dem Schuss stand zu jener Zeit im Vordergrund.

Der Klub Kurzhaar blieb bei seiner Überzeugung und führte in den nachfolgenden Jahren seine klubinternen Frühjahrssuchen für Jährlinge unter dem Namen "Derby" weiterhin durch. Die Junghunde wurden auf das Derby "eingestellt". Ein Grundgehorsam auf Ruf, Pfiff oder Wink und eine mögliche Hasenreinheit waren gefordert, sowie die Anlagen zur Quersuche, zum festen Vorstehen und Nachziehen, aber auch die Ruhe vor aufsteigendem Feder- und Haarwild waren von den Führen zu üben.

Nachdem 1891 der Klub Kurzhaar Berlin gegründet worden war erfuhren die Frühjahrssuchen bei den Züchtern eine zustimmende Akzeptanz. Daraufhin war die Vereinsführung zu der Überzeugung gelangt, ein "Stammbuch Kurzhaar" einzurichten. Die Gestaltung sollte in Anlehnung des englischen "Kennel-Club-Stud-Book" erfolgen. In das "Stammbuch Kurzhaar" sollten die positiven Ergebnisse der geprüften Hunde eingetragen werden.

"Geschlossenes" Zuchtbuch

Es war keine leichte Aufgabe für die Vereinsführung, das "Stammbuch Kurzhaar" einzurichten, aber trotz aller Schwierigkeiten konnte bereits im Jahr 1897 der erste Band des "Stammbuch Kurzhaar" veröffentlicht werden.

Rückblickend soll an dieser Stelle angemerkt werden, dass das Deutsch-Kurzhaar (DK) unter den Kontinentalen Vorstehhunden die erste Rasse ist, die das "Deutsch" als Namensbestandteil in ihrer Rassebezeichnung führt. Das Stammbuch / Zuchtbuch DK war bereits um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert insoweit geschlossen, als dass offiziell keine Einkreuzungen anderer Rassen mehr stattfanden.

Im Jahr 1904 wurden bereits 143 Deutsch-Kurzhaar auf Frühjahrs-Jugendsuchen im DK-Verband geprüft. Die Erfolge der Frühjahrssuchen des "Klub Kurzhaar" sprachen für sich und überzeugten die deutschen Zuchtvereine rauhaariger und langhaariger Vorstehhundrassen.

"Jagdliche Anlagen" prüfen

Jugendsuchen oder Frühjahrssuchen, wie sie auch genannt wurden, waren zu dieser Zeit noch nicht verpflichtend und begannen sich erst zu Beginn des 20zigsten Jahrhunderts uneinheitlich als vereinsinterne Prüfungen zu entwickeln. Zunehmend wurde die Bedeutung einer Überprüfung jagdlicher Anlagen von Junghunden für das Zuchtgeschehen erkannt und sollte für alle Zuchtvereine kontinentaler deutscher Vorstehhunderassen verbindlich eingeführt werden.

Auf Antrag des VDD im Jahr 1907 erörterte das damalige Präsidium des "Verbandes der Vereine für Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd" (dem heutigen JGHV) erstmalig eine Jugendprüfung einzuführen. Die Prüfungsordnung sollte sich im Wesentlichen an Prüfungsinhalten der Frühjahrssuchen des Kurzhaar-Klubs orientieren. Der Antrag wurde abgelehnt.

Im "dritten Anlauf"

Zwei Jahre später erfolgte ein erneuter Antrag eines Prüfungsvereins, der allerdings wiederum abgelehnt wurde. Den Zuchtvereinen wurde allerdings gestattet, vereinseigene Jugendsuchen durchzuführen.

Im Jahr 1910 erfolgte ein erneuter Vorstoß des VDD, eine einheitliche, allgemein verbindliche Prüfungsordnung für Jugendsuchen einzurichten, welche sich allerdings vom "Derby" des DK-Verbandes unterscheiden müsse. Daraufhin wurde eine fünfköpfige Kommission berufen, um eine Anlagen Prüfungsordnung zu entwickeln. Im Jahr darauf wurde auf der Hauptversammlung des JGHV eine allgemein verbindliche, verbandseigene "Prüfungsordnung für Jugendsuchen" vorgestellt und beschlossen, in welcher auch das Prüfungsfach "Neigung fürs Wasser" und "Schärfe" geprüft werden mussten.

In Folge der sich weiterentwickelnden Zucht der Rasse Kurzhaar zum Ende des 19. Jahrhundert war Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels zur der Überzeugung gelangt, dass die Jährlinge auch im Herbst auf ihre Anlagen und ihren Ausbildungsstand geprüft werden sollten. Zur gleichen Zeit war auch Altmeister Hegewald zu der Überzeugung gelangt, im Herbst eine Prüfung zwischen der Frühjahrs-Jugendsuche und der ein Jahr später zu absolvierenden Gebrauchsprüfung (heutige VGP) einzuschieben. Hegewald konnte sich den Anregungen von Prinz zu Solms anschließen und veröffentlichte Ende des 19.Jahrhunderts einen entsprechenden Beitrag in der damaligen "Oberländer Jagd-Zeitung – Organ der praktischen Jägerei".

Erste "Solms" im Jahr 1906

Sanitätsrat Dr. Paul Kleemann, ein erfolgreicher Kurzhaar-Züchter aus Berlin und später langjähriger DK-Verbandsvorsitzender, begann sich für die von Prinz zu Solms formulierten Anregungen als zweite Ausbildungsstufe eines Kurzhaar Jährlings zu begeistern. Dr. Kleemann bezeichnete die Anlagenprüfung im Herbst als eine Ergänzungsprüfung zum Derby, bei welcher neben den klassischen Anlagen auch das Apportieren im Feld und Wasser geprüft werden musste.

Im 1906 wurde das erste "Prinz-Solms-Memorial" als Herbstzuchtprüfung vom Kurzhaar Klub durchgeführt. Dr. Kleemann erinnerte mit der Namensgebung an die hohen Verdienste des 1901 verstorbenen "Prinz Albrecht zu Solms-Braunfels" für die Kurzhaarzucht. Bis in die heutige Zeit wird die Herbstzuchtprüfung des DK-Verbandes als "Solms", zu Ehren von Prinz zu Solms, durchgeführt. Die sogenannte Herbstzuchtprüfung fand bald darauf ihre Nachahmer, denn andere Vorstehhund-Zuchtvereine führten ebenfalls unter dem Namen verdienter Männer ihrer Vorstehhunderasse eine vereinsinterne Herbstzuchtprüfung ein.

Die "Verbandsgründung"

Im Jahr 1908 wurde während der Generalversammlung der "Klub Kurzhaar" zum "Kurzhaar-Verband" von Dr. Paul Kleemann ausgerufen. Dr. Paul Kleemann wurde zweiter Vorsitzender und übernahm anlässlich der Generalversammlung am 5. November 1911 in Berlin den Vorsitz des DK-Verbandes.

Nach umfangreichen Debatten wurde auf dieser Generalversammlung von den anwesenden neun Kurzhaar Klubs beschlossen, eine jährliche Vertreterversammlung der vereinigten Kurzhaar Klubs nach klaren Grundsätzen einer Satzung abzuhalten.

Die Stammbücher, das Logo und die Anlagenprüfungen (Derby, Solms) wurden unverändert übernommen.

Dr. Kleemann stand als 1. Vorsitzender dem DK-Verband bis 1938 mit hoher Souveränität und großen Erfolgen vor. Bis in die heutigen Tage werden sein Werk, seine Ideen und Zuchtziele im DK-Verband weitergelebt.

Zu damaliger Zeit war in keinster Weise zu erkennen, welchen großen Stellenwert die Herbstprüfung des DK für das Zuchtwesen der deutschen Vorstehhunderassen haben würde. Es gab in dieser Zeit keine allgemein verbindliche Prüfungsordnung für Herbst-Zuchtprüfungen.

Erst als der VDD im Jahre 1920 seine erste Hegewald-Herbstzuchtprüfung auf den Grundsätzen der DK-Prüfungsordnung veranstaltete und in den Folgejahren diese Prüfung mit hoher Beteiligung veranstaltet werden konnte, wurde der Wunsch nach einer allgemein verbindlichen Herbst-Zuchtprüfung immer dringlicher.

1927 - Die HV des JGHV beschließt

Im Jahr 1927 wird auf der JGHV-Hauptversammlung die Satzung dahingehend ergänzt, dass "Jugend- und Herbstzuchtprüfungen" als Verbandsprüfungen den satzungsgemäßen Ansprüchen des Verbandes zu entsprechen haben. In Abstimmung mit anderen Zuchtvereinen und Prüfungsvereinen wird festgelegt, dass sich Herbstzuchtprüfungen von den Jugendprüfungen unterscheiden müssen. Es sind neben Nasengebrauch, Suche, Vorstehen, auch Gehorsam, Arbeitsfreudigkeit, Schleppen und Wasserarbeit sowie Schärfe gründlich zu prüfen.

Von seinen frühesten Anfängen her wurde der DK als vielseitiger Jagdgebrauchshund gezüchtet und ausgebildet. Dies wird nicht zuletzt dadurch belegt, dass ein DK als erster Hund in das Jagdgebrauchshundestammbuch (DGStB) eingetragen wurde - aufgrund einer bestandenen VGP. Geschichtlich bedingt, hat der DK-Verband heutzutage ein teilweise eigenes geschlossenes Prüfungssystem mit wenigen Unterschieden im Vergleich zum Prüfungssystem des JGHV. Aber rückblickend betrachtet, entwickelten sich die heutigen Anlagenprüfungen im Wesentlichen auf den Initiativen und Erfahrungen der Altvorderen der Deutsch-Kurzhaar Zucht.

Abschließend sei angemerkt;

In Deutschland werden alle im JGHV organisierten deutschstämmigen vielseitigen Vorstehhunderassen nach einheitlichen Anlagen- und Leistungsprüfungsordnungen geprüft und das ist weltweit einmalig.

Lutzhorn, 03.04.2021 Wolf Schmidt-Körby Archivar des JGHV

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